Pressearbeit
Ein Herz für Tiere Juni-Ausgabe 2017 Rubrik Wildes Tierleben
Letzte Rettung für die Bienen
Immer wieder hören wir vom Bienensterben. Tatsächlich gehen die Bienenbestände dramatisch zurück und das, obwohl die Honigsammler richtige kleine Kämpfer sind. Wie es den Bienen wirklich geht und was wir tun können

So schön sieht eine Bienenweide aus. Die Blüten sind besonders reich an Nektar und Pollen.
Es lebe die Bienen!
Das Bienensterben hat viele Ursachen und die Folgen sind schwerwiegend. Jetzt brauchen die Bienen unsere Unterstützung.
Noch bevor der Münchner Stadt-Imker Walter Wenzlaff den Bienenstock öffnet, weiß er eigentlich schon, dass mit seinen Bienen alles
in Ordnung ist. Es herrscht reger Flugverkehr und die Bienen tragen Pollen ein. Seine Beobachtung am Flugloch bestätigt sich:
das Bienenvolk hat den Winter überlebt. Die Freude und Erleichterung stehen ihm ins Gesicht geschrieben. Das war nicht unbedingt klar,
denn das Bienensterben in Deutschland geht weiter.
Dabei sind Honigbienen wahre Überlebenskünstler. Wie Fossilienfunde beweisen, leben sie seit 45 Millionen Jahren in Europa. Die Eiszeiten
haben sie durch vorübergehende Aufenthalte in Afrika überlebt, um sich dann in wärmeren Phasen wieder in Europa anzusiedeln. Im Rahmen
dieser wiederholten Wanderungen entwickelte sich die heutige Art Apis mellifera, die Honigbiene.
Der Superorganismus Bien, wie die Gesamtheit des Bienenvolkes bezeichnet wird, ist von Natur aus auf Unsterblichkeit angelegt - während
eine einzelne Biene nicht überlebensfähig ist. Alle Mitglieder des Bien, ob Königin, Arbeiterinnen oder Drohnen, so werden die männlichen
Bienen genannt, verfolgen das gleiche Ziel: das Überleben des Volkes und seiner Nachkommen zu sichern. Damit sie dies erreichen, gibt
es unter den Honigbienen eine klare Aufgabenteilung.
In einem Bienenstock leben im Sommer bis zu 70.000 Bienen. Jedes Volk hat immer nur eine Königin, bis zu zweitausend Drohnen und Zehntausende
von Arbeiterbienen. Drohnen leben bis zu 50 Tage und Arbeiterinnen nur bis zu 35 Tage. Das ist auch der Grund warum die Königin ihr ganzes
Dasein dazu nutzt neue Bienen in die Welt zu setzen: Bis zu 2.000 Eier legt sie pro Tag und trotzdem wird sie bis zu fünf Jahre alt.
Dass sie dies schafft, liegt daran, dass sie ihr gesamtes Leben eine ganz besondere Kost erhält: Gelée Royale, ein Saft, der von den
jungen Arbeitsbienen in ihren Speichel- und Futterdrüsen gebildet wird. Es ist ein nährstoffreiches Superfood, das die Königin perfekt
versorgt und auch ihr Immunsystem stärkt.
Tagein, tagaus verbringt die Königin ihr Dasein im Dunkel der Bienenhöhle. Nur ganz am Anfang ihres Lebens fliegt sie mehrmals aus,
um sich von bis zu zwanzig Drohnen in zehn bis fünfzehn Metern Flughöhe begatten zu lassen bis ihre Samenblase ganz gefüllt ist.
Dabei fährt der Drohn sein Geschlechtsorgan aus und pumpt seine gesamte Körperflüssigkeit mitsamt der inneren Organe in die Königin.
Dadurch stirbt er sofort nach der Befruchtung. Er hat seine Lebensaufgabe erfüllt. Wenn die Königin von ihrem Hochzeitsflug zurückkommt,
erkennt das Volk anhand der Geschlechtsteile, die an ihr hängengeblieben sind, dass sie erfolgreich war und fähig ist, für die Zukunft
des Bienenvolkes zu sorgen. Der gesammelte Samen reicht für ihr ganzes Königinnen-Leben.
Eine weitere königliche Ausflugsgelegenheit bietet sich im Frühjahr: Hat sich das Volk optimal entwickelt, wird eine zweite Königin
aufgezogen. Noch bevor sie schlüpft, schwärmt die Ältere mit einem großen Teil flugerfahrener Bienen aus, um sich in neuen
Wohnmöglichkeiten einzurichten. Dies ist die Form der Fortpflanzung, die aus einem Bienenvolk zwei macht.
Die Bienenlarven der Arbeiterinnen jedoch werden nur während der ersten Tage mit Gelée royale gefüttert, danach erhalten sie nur noch
Pollen und Honig. Es sind Weibchen, die aus befruchteten Eiern entstehen, jedoch selbst nicht fortpflanzungsfähig sind. Dagegen ist
ihr mütterlicher Instinkt hoch entwickelt: Sie kümmert sich fürsorglich um die Nachkommenschaft, pflegt und füttert die Bienenkinder,
die Drohnen und die Königin. Die Arbeiterbiene übernimmt, während ihres Lebens, die verschiedensten Aufgaben: Sie reinigt Brutzellen,
stellt Pollennahrung her, schwitzt an ihrem Hinterleib auf der Bauchseite feine Wachsplättchen aus, baut Waben und erzeugt, wenn es
im Nest einmal zu heiß ist, am Flugloch durch Flügelbewegungen einen kühlenden Luftstrom. Die Abkühlung wird durch Verdunstung von
Wasser, das die Sammelbienen liefern, verstärkt.
Bienen sind wahre Meister in der Verteidigung ihres Volkes und gut organisiert. Immer stehen Arbeiterbienen parat um räuberische Wespen
oder Bienen aus anderen Völkern den Zugang zum Honiglager zu verwehren. Eindringende Wespen werden aufs hartnäckigste verfolgt und ergreifen
entweder die Flucht oder erliegen im Kampf.
Doch gegen einen Eindringling kommt sie bisher nicht an: die Varroamilbe. Dieser blutsaugende Parasit wurde in den 70er Jahren von
Wissenschaftlern zu Forschungszwecken hierher geholt, er konnte entkommen und hat sich seither sehr schnell ausgebreitet.
Erwachsene Bienen und Brut werden von ihm gleichzeitig befallen. Seitdem werden unsere Bienenvölker mit Ameisen- und Oxalsäure
behandelt um zu Überleben. Doch es zeigt sich, dass wild lebende Bienenvölker durchaus in der Lage sind, mit der Milbe zu
koexistieren und nicht an ihr zugrunde gehen. Hierzu wird weiter geforscht. Schon der amerikanische Philosoph und
Schriftsteller Henry David Thoreau wusste: „Die Wildnis ist es, die die Welt bewahrt.“
Erst gegen ihr Lebensende wagt die Arbeiterbiene sich in die Welt hinaus. Jetzt ist es ihre Aufgabe das Volk zu versorgen.
Nektar, Pollen und Wasser müssen herangeschafft werden. Dieser Job ist der anstrengendste und gefährlichste.
Um ein einziges Mal ihren Honigmagen zu füllen, der etwa 0,05 Gramm Volumen hat, besucht sie bis zu 1500 Blüten.
Dann kehrt sie mit vollem Honigmagen in ihren Stock zurück. Beim Eintragen von Pollen schafft sie maximal
20 Milligramm pro Flug. Eine Biene legt in ihrem Leben etwa 8.000 km zurück und kann dabei bis zu 4.400 Blüten am Tag bestäuben.
Auf dem Land ist es besonders schwierig für sie ihre Aufgabe zu erfüllen. Das Angebot an Blühpflanzen währt
nur kurz – ist der Raps einmal geerntet, gibt es für sie nichts mehr. Heilkräuter und Wildblumen sind rar geworden
in unserer Landschaft.
Bienen haben einen ausgeprägten Geruchs- und Orientierungssinn, der ihnen zur Nahrungssuche dient.
Eine Gruppe von Pestiziden, sogenannte Neonikotinoide stören diese Fähigkeit der Bienen und sie finden
nicht nach Hause zurück. Der Kontakt mit diesem hochwirksamen Insektengift ist für die Biene tödlich.
Aber auch die wiederholte Aufnahme in sehr geringen Mengen führt zum Bienentod. Hinzu kommt, dass der
hiervon eingetragene Nektar und Pollen das gesamte Bienenvolk schwächt. In manchen Pollenproben befinden
sich bis zu dreißig verschiedene Pestizide. Im Durchschnitt sind es sechs. Das ist wirklich sehr bedenklich,
da Bienen eine geringe Entgiftungskapazität besitzen. Allein in Deutschland ist nach Angaben des Deutschen
Imkerbundes die Zahl der Bienenvölker seit 1952 von 2,5 Millionen auf heute 700 Tausend zurückgegangen.
Insgesamt betrachtet, ist in den vergangenen 30 Jahren die Anzahl der Insekten in Deutschland um 80 Prozent gesunken.
In einem Ökosystem leben viele Lebewesen zusammen. Sie sind voneinander abhängig, vor allem um sich zu ernähren.
Falls einige Lebewesen dieses Systems, wie unsere Insekten, verschwinden oder es zu wenige von ihnen gibt, droht
das ganze Ökosystem zusammenzubrechen. Nicht nur Vögel und Kleinsäuger wie Hamster und Eichhörnchen finden keine
Nahrung mehr – auch der Mensch ist betroffen. Denn von 100 Pflanzenarten, die über 90 Prozent der Nahrung der
Menschen sicherstellen, werden 70 allein von Bienen bestäubt. Äpfel, Nüsse, Avocados, Spargel, Broccoli,
Sellerie, Kürbisse, Kirschen, Blau- und Erdbeeren, Gurken und Zitrusfrüchte dürften ohne Bienen rar werden.
Selbst Fleisch, Käse und Milch wären Mangelware, denn auch Viehfutter ist auf Bestäubung angewiesen.
Kulturpflanzen wie Kakao, Vanille und Maracuja würde es gar nicht mehr geben. Wenn es keine Bienen mehr gäbe,
hätte dies verheerende Folgen für unsere Nahrungsmittelproduktion. Der Agrarbiologe Teja Tscharntke
warnt: „Eine ertragreiche Landwirtschaft kommt nicht ohne Artenvielfalt aus. Es wäre sehr riskant,
sich bei der Bestäubung von Nutzpflanzen alleine auf die vom Menschen gemanagten Honigbienen zu
verlassen.“ Noch ist es nicht zu spät.
Damit es nicht soweit kommt, hat die Eu-Kommission nun vorgeschlagen den Einsatz von Neonikotinoiden
im Freiland zu verbieten. Billigen die EU-Mitgliedstaaten das Verbot, könnte es noch in diesem Jahr
in Kraft treten. Das wäre ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung. Noch direkter, können wir
Verbraucher entscheiden, ob wir durch den Kauf von regionalen Nahrungsmitteln aus ökologischer
Landwirtschaft das Überleben der Bienen unterstützen - denn hier werden schlichtweg keine
gefährlichen Gifte verwendet, um den Ernteertrag zu schützen und zu steigern. Statt dessen
werden sogenannte Blühstreifen zwischen den Feldern gesät, die nicht nur kleine Biotope für
die heimische Artenvielfalt bieten sondern auch die Bienen mit Nahrung versorgen.
Bienen brauchen Helden, die sich für sie einsetzen und die für ein Leben mit Biene und
ihren für uns überlebenswichtigen Geschenken an die Menschheit kämpfen. Menschen, die den
Bienen helfen wollen, gibt es jeden Tag mehr. Einige von ihnen haben sich zusammen getan
und die „Aurelia Stiftung“ gegründet um sich beim Kampf für das Überleben der Bienen
gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam mehr zu erreichen – eigentlich genau so wie es die Bienen tun.
Bienen halten kann jeder
Wer die Neigung in sich verspürt Bienen zu hüten, dem sei angeraten an einem Jung-Imker-Kurs Teil zu nehmen. Es gibt eine Vielzahl an Kursangeboten und Anfängerschulungen - und ein Besuch bei einem Imkerverein vor Ort lohnt sich allein zum Schnuppern auf alle Fälle. Adressen bekommt man beim Deutschen Imkerbund oder den zuständigen Imker Landesverbänden. In vielen Bundesländern werden „Imkern auf Probe“-Kurse sogar staatlich gefördert.Wer Bienen hält, bekommt ein gutes Gespür für die Natur und wird zu einem aufmerksamen Beobachter ökologischer Zusammenhänge. Außerdem erfordert der Umgang mit Bienen sehr viel Ruhe und Achtsamkeit – für viele ist das Imkern eine Form der Meditation, ein Weg zu mehr Balance und Ausgeglichenheit.
Blüten statt Gifte für Bienen
Und auch im heimischen Garten oder Balkon kann jeder einzelne etwas für die Bienen tun. Schafgarbe, Mohn und Unkräuter sind gute Ernährer für die Insekten. Solche „natürlichen Nahrungsquellen“ – da sind sich Experten einig – sind in erster Linie mehrjährige und vor allem einheimische Blütenpflanzen. Und am meisten freuen sich Bienen natürlich über ein durchgehendes Blüten-Angebot - vom Frühling bis in den Herbst hinein.Geeignete Samen und Saatmischungen sind heute sogar in Drogeriemärkten, Bio-Supermärkten und natürlich Gärtnereien erhältlich.
Verzichten sollte man dagegen auf Unkrautvernichtungsmittel wie RoundupReady oder Insektizide wie Calypso. Die Insektenmittel Schädlingsfrei Calypso und Zierpflanzenspray Lizetan dürfen nicht mehr als „nicht bienengefährlich“ beworben werden, dennoch wird es teilweise weiterhin getan. Auch für Vogelliebhaber und Tierhalter macht es Sinn seinen Garten giftfrei zu halten, zumal es zahlreiche natürliche Möglichkeiten gibt, seine Pflanzen im Garten zu stärken und vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen. Der Blog Im-grünen-Himmel.de gibt hierzu wertvolle Tipps.
Aurelia Stiftung
Unter dem Motto „Es lebe die Biene!“ wurde AURELIA 2015 als unabhängige Stiftung ins Leben gerufen, um sich als Fürsprecherin für Bienen und ihre Lebensbedingungen einzusetzen. Gleichzeitig betreut sie das „Bündnis zum Schutz der Bienen“, ein Zusammenschluss von Verbänden, die gemeinsam für die Bienen eintreten. Vorstand Thomas Radetzki ist Imkermeister und Pionier der ökologischen Bienenhaltung. Bienen zu schützen und respektvoll zu halten, sind unabdingbare Voraussetzungen sowohl für die Zukunft des Menschen als auch für den Erhalt der Biodiversität. Deshalb arbeitet die Aurelia Stiftung im Dienste der Bienengesundheit, fördert die Zusammenarbeit von staatlichen Institutionen, Verbänden und Parteien und betreibt eigene Forschung.Nur mit der Unterstützung vieler Menschen kann die Stiftung auf jeder Ebene für die Bienen und unsere Umwelt weiterhin eintreten.
Für mehr Infos: www.aurelia-stiftung.de
Wer das Bündnis unterstützen will kann auf folgendes Treuhandkonto der GLS Bank einen Betrag überweisen.
Treuhänder: Rechtsanwalt Bernhard Ludwig
IBAN: DE 75 430 609 677 031 573 700
BIC: GENO DE M1 GLS
Stichwort: "Rechtshilfe zum Schutz der Bienen“